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Scriba-Schreiber Familientag Terminumfrage: 17./18. oder 24./25. September? oder lieber erst nächstes Jahr

Liebe Scribas,

wir haben ja vor einer Woche schon einmal um Eure Meinung gebeten, zu alternativen Terminen für den diesjährigen Familientag. Inzwischen haben wir schon Rückmeldungen bekommen, die meinen, das Risiko angesichts des vermutlich immer noch (oder wieder)aktuellen Pandemie-Geschehens lasse sie bei der “Anmeldung” zögern.
Das ist natürlich absolut verständlich. Auch wir vom Vorstand sehen das mit Sorge und wollen definitiv kein potentielles Superspreader-Event veranstalten. Genau deshalb haben wir den Ort so gewählt, dass wir ohne feste Bindung an ein Tagungshotel und Zimmerkontingente auch noch im August wieder absagen könnten – oder so viel Platz haben, dass sich Hygienekonzepte sinnvoll umsetzen lassen. Nur kurzfristig buchen geht nicht, daher brauchen wir zumindest ein Ziel für die weitere Planung. Daher nochmal die Bitte um ein Stimmungsbild (keine Anmeldung).
Wir haben eine neue Umfrage erstellt, in der man auch die Verschiebung ins nächste Jahr bevorzugen kann. Wer sich damit wohler fühlt, lasse uns das bitte über die Umfrage wissen, dann können wir uns auch danach richten.
Also, hier der neue Doodle-Link (bitte bis zum 27.2. teilnehmen)


https://doodle.com/poll/ndkbid898vq9h7g7?utm_source=poll&utm_medium=link

Hier nochmal die Informationen:

Der Familientag soll auf der Halbinsel Scheid in der Nähe des Scriba-Stammsitzen Korbach stattfinden.

Sie befindet sich in der Gemarkung von Nieder-Werbe, einem Ortsteil der Stadt Waldeck im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg, etwa 2,5 km südlich des Kernorts von Nieder-Werbe, von wo die einzige Straßenverbindung auf die Scheid besteht.
Dort wurde im letzten Jahr ein neues Zentrum der „Kirche unterwegs“ fertiggestellt, welches perfekt für einen geeignet Familientag ist. Entstanden ist ein prägnantes Gebäudeensemble, das sich sensibel in die Topografie der Landzunge einfügt und differenziert gestaltete Freiräume auf dem hängigen Gelände schafft.
Hier gibt es ganz viele Möglichkeiten eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen, besonders für Familien mit Kindern bietet der Edersee einiges wie z.B. einen Kletterpark, Tierpark, Urwaldpfad etc.
Auch eventuelle Sicherheitsabstände, die uns vielleicht neue Coronamaßnahmen abverlangen könnten, sind hier kein Problem.
Wir freuen uns auf Euch!

Die neue Kirche am Edersee für Kirche unterwegs: Abschied „alte Kirche im Grünen“ in Waldeck-Scheid und Willkommen „neue Kirche im Grünen“ Scheid am 11. juli 2021 in Waldeck / Hessen / deutschland

Viele GrüßeDer Vorstand des Familienbundes.

——————————–
Dr. Jürgen Scriba
Vorsitzender
Familienbund Scriba-Schreiber e.V.
familienbund@jscriba.com
www.scriba-schreiber.de
mobile: +49 (0)171 5421850

Einladung zum Familientag 2022

Doodle-Umfrage

Liebe Scribas,

wir freuen uns in diesem Jahr endlich einen Familientag veranstalten zu können.

Um zu wissen an welchem Wochenende wir mit den meisten Teilnehmen rechnen können,haben wir uns für eine Doodle Umfrage entschieden.

Zur Auswahl stehen die Wochenenden 17. /18. September 2022 bzw. 24. /25. September 2022

Also, hier der Doodle-Link: https://doodle.com/meeting/participate/id/7e5WgYKb

Tragt bitte bis zum 27.2.2022 ein welches Wochenende für Dich / Euch passender wäre.

Der Familientag soll auf der Halbinsel Scheid.

Sie befindet sich in der Gemarkung von Nieder-Werbe, einem Ortsteil der Stadt Waldeck im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg, etwa 2,5 km südlich des Kernorts von Nieder-Werbe, von wo die einzige Straßenverbindung auf die Scheid besteht.

Dort wurde im letzten Jahr ein neues Zentrum der „Kirche unterwegs“ fertiggestellt, welches perfekt für einen geeignet Familientag ist.Entstanden ist ein prägnantes Gebäudeensemble, das sich sensibel in die Topografie der Landzunge einfügt und differenziert gestaltete Freiräume auf dem hängigen Gelände schafft.

Die neue Kirche am Edersee für Kirche unterwegs: Abschied „alte Kirche im Grünen“ in Waldeck-Scheid und Willkommen „neue Kirche im Grünen“ Scheid am 11. juli 2021 in Waldeck / Hessen / deutschland

Der Satteldachbau mit offener Dachkonstruktion bietet Raum für Gottesdienste und kann auch als Tagungs- und Veranstaltungsraum genutzt werden. Die Seitenwände können geöffnet werden. Ein zweites Gebäude beherbergt Apartments für Mitarbeitende und Gäste sowie die «Cafédrale» als zentralen Begegnungsort. Beide Gebäudeteile werden über ein offenes Vordach verbunden.

Hier gibt es ganz viele Möglichkeiten eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen, besonders für Familien mit Kindern bietet der Edersee einiges wie z.B. einen Kletterpark, Tierpark, Urwaldpfad etc.

Wir freuen uns auf Euch!

Zwei Lese-Empfehlungen zu den Scriba-Brüdern:

  • Ein Brief von Ferdinand Scriba vom 22. April 1899 über seinen Bruder Eduard an einen Gießener Professor aus dem Scriba-Archiv im Büchner-Portal
  • und Eduard Scriba – Vormärz-Revolutionär nun neu bei Wikipedia
  • und ein Email-Austausch mit einem Marburger Professor
Eduard Scriba 1808-1837
Ferdinand Scriba 1818-1900

Nachdem ich mich schon mit den FEDERFLÜGEN 23 und 24 ausgiebig mit dem Revolutionär Eduard Scriba und seinem jüngeren Bruder Ferdinand, meinem Ururgroßvater, beschäftigt hatte, erfreute mich zu Beginn des Jahres 2021 mitten in der dritten Corona-Welle dieses Fundstück aus dem Scriba-Familien-Archiv:

Hochgeehrtester Herr Professor!

In bereitwilliger Erwiederung Ihres Werten vom 15. d. M. kann ich Ihnen in Betr. Gießer Burschenschaft leider nur sehr wenig Material aus dem Leben meines Bruders Eduard darbringen. Derselbe bezog mit 18 Jahren (1826) die Universität Gießen, studierte zunächst Jura, und von 1829-32 Theologie mit Unterbrechung von 1828, wo er wegen Teilnahme an einer verbotenen Verbindung mit etwa 50 Leidensgenossen relegiert war, und von 1830, als er als Hausgenosse von Ernst Moritz Arndt in Bonn studierte. Im Jahre 1831 nach Gießen zurückgekehrt, wurde er daselbst 1832 nach wohlbestandenem schriftlichem, nur noch des mündlichen ermangelnden Examen abermals, und zwar damals ohne besondere gerichtliche Untersuchung, nur nach der „moralischen Überzeugung“ des Universitätsgerichts (Arends) mit 6 anderen in gleicher Verdammnis stehenden Kommilitonen relegiert, und damit seine hessische Laufbahn in Staat und Kirche zertrümmert …

Brief Ferdinand über Eduard Handschrift Seite 1

So beginnt der Brief, den mir Karin Scriba im Februar 2021 im Original schickte. Ferdinand Scriba berichtet darin 1899 über das kurze und aufregende Leben seines 10 Jahre älteren Bruders Eduard, der 1837 in Liverpool gestorben ist. Ferdinand hing sehr an dem Bruder und schreibt in dem Brief auch davon, was sie zusammen erlebten.

Ich brauchte das Original, weil ich in dem Wikipedia-Artikel, den ich über Eduard Scriba – Vormärz-Revolutionär geschrieben hatte (siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Scriba), einen Briefausschnitt mit einem Fehler (heranguiert – dieses Wort gibt es gar nicht, ich hatte geglaubt, es hieße heranholen  – statt haranguiert) aus dem Archiv meines Vaters Eberhard Bondick in Anmerkung 27 übernahm. Diesen kleinen Briefausschnitt hatte er vermutlich mal von Otto-Adolf Scriba – mit samt dem Fehler – bekommen. Es geht um eine Wanderung der beiden Revolutionäre Eduard Scriba und August Becker aus Burkhards am südlichen Rand des Vogelsberges zu konspirativen Treffen nach Gießen Ende 1832 kurz vor dem Frankfurter Wachensturm 1833. Ferdinand Scriba, damals 14 Jahre alt, durfte sie begleiten.

Durch die Korrespondenz mit Professor Burghard Dedner, Leiter vom Georg-Büchner-Portal und der Forschungsstelle Georg Büchner in Marburg, den ich auf  den Wikipedia-Artikel hingewiesen hatte, kam der Fehler ans Licht. Ich schrieb ihm:

In der Transkription des Briefes von Ferdinand Scriba ist leider ein Fehler, der sich durch mehrere Abschriften fortgesetzt hat:

In dem Satz

Überall, wo sich irgend Gelegenheit fand, wurden die Bauern heranguiert.

muss es wohl richtig heißen „haranguiert“ statt „heranguiert“. Ich habe das  Wort „haranguieren“ (wohl sprechen, mit erhobener Stimme sprechen, feierlich anreden) in alten Texten (z. B. auch in: Eberhard Kickartz: „Der Rote Becker“ auf S. 56) gefunden. Es passt in den Zusammenhang und Ferdinand wird es gekannt und 1899 sicher richtig geschrieben haben.

Diese Lesart bestätigte Professor Dedner.

Nun kann man einen Fehler auch als Autorin in Wikipedia-Artikeln nach den strengen Regeln nicht einfach verbessern, wenn der schon in der benutzten Quelle auftaucht. Also brauchte ich das Original des Briefes, das Karin Gott sei Dank fand. Da ich bis dahin nur einen Ausschnitt kannte, war der vollständige Brief ein echter Schatz für mich. Inzwischen ist die Korrektur im Wikipedia-Text in Anmerkung 27 eingearbeitet  und wurde wegen der Original-Quelle akzeptiert.

Weil ich diesen Brief, nachdem ich ihn vollständig transkribiert hatte, auch für das Büchner-Portal interessant fand, bot ich ihn nach Rücksprache mit Karin Professor Dedner an:

Nun ist der Brief von Ferdinand Scriba an den Gießener Professor fertig transkribiert, und ich schicke ihn zusammen mit der Handschrift nun also an Sie – den Marburger Professor. Ferdinand nennt einige Namen und gibt einen guten Überblick über das kurze Leben seines Bruders Eduard, den er in jungen Jahren bewunderte und sein Leben lang betrauerte. Interessant finde ich auch, dass Ferdinand 1840 in Gießen von den Umtrieben nichts mehr zu spüren bekam. Die Restauration hatte wohl ganze Arbeit geleistet.

Bis 1848 … 

Professor Dedner antwortete:

Ich habe Ihre Transkription inzwischen etwas gründlicher gelesen als seinerzeit und würde den Text in der Tat gern ins Büchnerportal aufnehmen. Vielen Dank also für das Angebot. Er enthält eine ganze Reihe von (mir jedenfalls) neuen Informationen über die „Helden des Hessischen Landboten“, an denen ich natürlich vor allem interessiert sein muss. Interessant ist dabei nebenher auch, dass die Landboten-Episode, deretwegen doch Personen wie Zeuner, Becker und Weidig vor allem inhaftiert und verurteilt wurden, bei Ferdinand Scriba unerwähnt bleibt. Die Gräben zwischen den Jungdeutschen um Scriba und den Menschenrechtlern um Büchner haben offenbar bis ans Ende des 19. Jahrhunderts überlebt …

Nachdem er noch einige Unleserlichkeiten klären konnte, ist jetzt der ganze Brief im Büchner-Portal zu finden unter LZ 2231 http://buechnerportal.de/dokumente/textdokumente/lz-2231/

oder über den Link auf der Eduard-Scriba-Seite http://buechnerportal.de/dokumente/personen/georg-friedrich-jakob-eduard-scriba/

Zu dem Satz über die Gräben, über die ich hier zum ersten Mal erfuhr und die mich in der Schärfe wunderten, schrieb ich ihm:

Interessant finde ich, dass Sie einen Graben zwischen Büchner und Scriba sehen, und ich mich stark für das Verbindende interessiert habe. Ziemlich sicher bin ich, dass sie sich wegen des Altersunterschiedes von fünf Jahren nicht begegnet sind. Als Büchner nach Gießen kam, war Eduard gerade weg. So war es auch in der Schweiz. Dass Büchner das „Junge Deutschland“ als Organisation und auch einzelne Personen nicht schätzte, ist mir auch klar. Aber es gab Menschen, die beiden nahestanden. Bei Eduard sehe ich die Freundschaft zu Wiener, der ja auch bei den Menschenrechtlern mitgearbeitet hatte. Auch mit August Becker, Weidig, Zeuner und anderen fühlte er sich verbunden. In Federflug 23 habe ich versucht, mir über den Zusammenhang zwischen dem Jungen Deutschland und den Menschenrechtlern Klarheit zu verschaffen (Kapitel 9.5 und 9.6, S. 147 ff.). Eduard hat die franz. Verfassung von 1793 übersetzt und mit Anmerkungen versehen, die Wolfgang Schieder sehr ausführlich analysiert und wohlwollender betrachtet als Antje Gerlach. Thomas Michael Mayer schreibt von engen Verbindungen zwischen Weidig, Clemm, Schütz, August und Ludwig Becker und den Geflüchteten in der Schweiz: Schüler, Scriba, Schapper, Dieffenbach. Zwischen dem Büchner-Freund Braubach und Scriba gibt es einen Briefwechsel.

Sie merken es sicher, den Graben zwischen Büchner und Scriba möchte ich nicht so sehr tief sehen.

Dass der alte Ferdinand 1899 kein Revolutionär war, ist mir klar. Mit dem „Hessischen Landboten“ hat er – falls er ihn überhaupt kannte – wohl wenig anfangen können. In seinem Lebenslauf schreibt er allerdings, dass er zeitweilig Anhänger von Robert Owen war (S. 124, Federflug 23 A, S. 42, Federflug 23 B). In Liverpool erfuhr er von Weidigs Tod „mit traurigen Gedanken“ (S. 94, Federflug 23 B). Er war nach seiner Rückkehr aus Liverpool Pfarrer, Vater vieler Kinder und konservativ geworden, wie auch Wiener, mit dem er bis an dessen Lebensende freundschaftlichen Briefkontakt hatte … 

Prof. Dedner antwortete:

Zu dem „Graben“ nur ganz kurz. Vielleicht können wir uns einigen, dass  
die Nähe ebenso bemerkenswert ist wie die Ferne. Einige konnten von  
der Scriba- zur Büchner-Linie wechseln, so Becker, Weidig oder   
(vorübergehend) Wiener. Andere konnten das dezidiert nicht, so z.B.  
Rosenstiel, und im Schweizerischen Jungen Deutschland suchte man  
Büchners Ruf zu untergraben. Wissen Sie darüber eigentlich mehr? Dass  
Weidig sich auf den Landboten eingelassen hatte, wollten manche seiner  
Freunde später gar nicht wahrhaben. Und für einen Pfarrer wie  
Ferdinand Scriba konnte es Ende des Jahrhunderts noch ehrenvoll sein,  
zu Eduard Scriba gestanden zu haben. Die Nähe zum Landboten verbuchte  
man bestenfalls als Jugendsünde (so Minnigerode in den USA). Aber  
wahrscheinlich kann man dazu noch viel mehr sagen. Haben Sie genug  
Material und Interesse, um darüber einen Aufsatz zu schreiben?

Meine Antwort im Juni:

Über die Rufschädigung Büchners durch Mitglieder des Jungen Deutschland weiß ich nur etwas durch die Informationen im Büchner-Portal: Die Intrige gegen Büchner von Georg Fein und Hermann Trapp.

Aus Eduard Scribas Briefen, die ich von Schweizer Archiven und dem Archiv Wolfenbüttel erhalten und transkribiert habe, geht hervor, dass es Auseinandersetzungen mit Georg Fein u.a. gab. Das Junge Deutschland war nicht homogen.

Auf seiner Wanderung durch die Schweiz mit Wiener trifft Eduard Scriba auch Hermann Trapp, der mit Ernst Dieffenbach zusammenwohnt, und übernachtet bei ihm.

Ich muss noch darüber nachdenken, ob ich mir zutraue, einen solchen Aufsatz zu schreiben. Spannend finde ich schon, herauszufinden, wer wann warum mit wem gegen wen agierte. So etwas herauszufinden ist schon unter Lebenden schwer genug. 

Als Arbeitstitel könnte ich mir vorstellen: „Nähe und Ferne zwischen dem Büchner-Kreis und dem Jungen Deutschland in der Schweiz.“ Ob ich genug Material darüber habe, weiß ich noch nicht. Ich werde alles noch einmal durchsehen und mich dann entscheiden. Dass Sie mich dazu ermuntern, freut mich natürlich …

Und weiter im Juli:

Mit den Überlegungen zu dem Aufsatz „Nähe und Ferne …“ bin ich noch nicht weit gekommen … Beim Stöbern im Büchner-Portal habe ich bisher wenig gefunden über das politische Junge Deutschland in der Schweiz – am meisten in Büchners Briefen über seine Abgrenzung gegenüber den Wachstürmern, Flüchtlingen … In den Schriften von Eduard Scriba wundert mich die Nichterwähnung von Georg Büchner. Mit Wiener, der gerade aus Deutschland geflüchtet war, hat er bestimmt 1835 auf der Wanderung durch die Schweiz über die „Gesellschaft für Menschenrechte“ und den „Hessischen Landboten“ gesprochen. Auch in seinen Briefen habe ich nichts über Büchner gefunden. Kontakte zwischen den Butzbachern und dem J.D. hat es gegeben. Vielleicht ist die Scriba’sche Übersetzung mit seiner Kommentierung der Menschenrechte von Robespierre auf Anregung aus Butzbach entstanden? Jedenfalls wurde sie als Flugblatt gedruckt und unter den wandernden Handwerksburschen verteilt.

Seit August denke ich immer mal wieder darüber nach, ob und wie ich diesen Aufsatz für das Büchner-Portal hinkriegen könnte. Für mich ist wichtig, dass Eduard sich wie Büchner für Demokratie, Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und ein einiges Europa einsetzte, beide für ihre Ziele eine sichere bürgerliche Existenz aufs Spiel setzten und beide so jung 1837 starben. Und meinem Vater bin ich dankbar für eine fehlerhafte Quelle in seinem Archiv, die mich zu dem vollständigen Original aus dem Scriba-Archiv führte.

Und so endet Ferdinands Brief:

Die wachgerufene Erinnerung an alte Zeiten, vielleicht auch die garrulitas senilis, hat mich weiter geführt, als ich wollte. Verzeihen Sie, hoch verehrter Herr Professor, diese Weitschweifigkeit und ziehen Sie ab und heraus, was in ihren Plan gehört und paßt. Schriftliche Aufzeichnungen meines Bruders aus seiner Studentenzeit sind keine vorhanden, unter den wenigen aus seiner 3jährigen Schweizer Flüchtlingszeit befinden sich in meinem Besitz ein gutes Miniaturbild von ihm in Bleistiftzeichnung von de Schwanden, und eine weniger gute Copie in Pastell von dem selben Meister (das Original hat sich mein Neffe, der Pfarrer Ellenberger in Ortenberg zugeeignet), sodann 2 große Reisebeschreibungen durch die Schweiz, – die eine im Jahre 1834 mit seinen Lausanner Institutsknaben, die andere im Jahre 1835 mit seinem eben erwähnten Freunde H. Wiener (beide für seine Braut Elise Lang, nachmals verehelichte Dr. Jost und erst vor 2 Jahren gestorben, verfaßt, beide dieser von starker, persönlicher Färbung in glänzend blühender Sprache, in letzterer sieht man überall die Fäden der ausgesponnenen Verschwörungspolitik hervorleuchten.) Ein Stück Frankfurter Journal nebst den bezeichnenden Steckbriefen, sowie eine Abschrift aus der schwarzen Liste des Bundestags über die Flüchtlinge lege ich bei (letztere bitte ich mir gelegentlich zurück) ein ganz nettes Geburtstagsgedicht in Hexametern vom Jahre 1835 kann ich Ihnen, wenn Sie es wünschen, noch abschreiben und nachsenden.

Die verwandtschaftlichen Beziehungen, die Sie so freundlich am Schlusse ihres lieben Briefes erwähnen, sind mir eine Ehre und Freude, und ich hoffe, wenn ich jetzt D. V. gleich nach Pfingsten mein Domicil in Laubach aufgeschlagen haben werde, Ihnen soweit entgegengekommen zu sein, daß, da ich bei meinem 81jährigen Altersgebresten, Sie nicht in Gießen aufsuchen kann, wir doch die jetzt schriftlich angeknüpfte, gegenseitige Bekanntschaft dann auch in Laubach angenehm erweitern können. In dieser Hoffnung verbleibe ich mit vetterlichem Gruß

Ihr ergebenster

Ferdinand Scriba Pfr.

Sprendlingen, Kr. Offenbach 22.4.1899

Anmerkungen:

  • Ferdinand Scriba schrieb den Brief vermutlich an Herman Haupt, der in „Hessische Biographien“ (2. Bd., Darmstadt 1927, S. 109-111) eine ausführliche Biografie über Eduard Scriba aufgenommen hat. Als Quelle wird dort u. a. angegeben: „Briefliche Mitteilungen und Tagebücher des verstorbenen Bruders, Pfarrer Ferdinand Scriba“.
  • Zu der von Ferdinand Scriba beschriebenen Wanderung mit seinem Bruder Eduard und August Becker von Burkhards nach Gießen vgl. Eberhard Kickartz: „Der Rote Becker“ – Das politisch-publizistische Wirken des Büchner-Freundes August Becker (1812-1871). Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 110. Darmstadt und Marburg 1997 (Diss. Universität Bochum) S. 20: Becker hatte „1832 … eine Stelle als Hauslehrer bei der Familie des Steuereinnehmers Karl August Höflinger in Burkhards angenommen“ – Beckers Aussage in einem Polizeibericht 1835.
  •    In Burkhards lebte ab 1830 Eduards und Ferdinands Schwester Amalie mit ihrer Familie. Sie war mit Konrad Koch verheiratet, der etwa 10 Jahre Pfarrer in Burkhards war. Die Scriba-Brüder waren der Familie Koch eng verbunden (vgl. Federflug 23, Kapitel 2, ab S. 22 und Kapitel 7.3, ab S. 109).
  • Die von Ferdinand Scriba erwähnte Reisebeschreibung „Eduard Scriba: Reise durch die Schweiz im Spätsommer 1835 mit Hermann Wiener“ ist als Federflug 24 vom Familienbund Scriba/Schreiber e. V. 2019 veröffentlicht.

PS. Über Eduard Scriba ist immer noch Federflug 23 und 24 im Shop bestellbar. Ein Ausdruck des oben genannten Briefes wird als Ergänzung mitgeliefert.

PPS. Eduard starb mit 29 Jahren an Blattern (Pocken) in Liverpool. Eine Impfung gab es damals schon, die er aber durch sein bewegtes Leben in Hessen verpasst hatte. Sein Bruder Ferdinand steckte sich nicht an, weil er geimpft war. So konnte er mein Ururgroßvater werden.

Hamburg, Oktober 2021                                        Regine Cöster-Bondick D 11..025.14.641

KÄMPFE gegen ALS – Aufruf von Marc-Philipp D 14.020.15.200

Hallo liebe Scribas,

Meine Mutter Gesine Scriba-Müller ist Ende 2019 an der Amyotrophen Lateral Sklerose (ALS) verstorben. Gemeinsam mit meiner Schwester, haben wir in diesem Jahr die Aktion www.FightALS.run (Auf Facebook: Fight ALS.run ) ins Leben gerufen. Bei der Aktion sind auch schon bereits erste Kilometer und Spendengelder eingegangen. Vom 4.-10.Oktober 2021 geht die zweite Runde los – Ein virtueller Spendenlauf, bei dem jeder über die App Strava über den Beitritt in unsere Laufgruppe gelaufene Kilometer spenden kann. Wer nicht laufen will/kann, darf auch gerne spenden. Aktuell sind wir auch noch auf der Suche nach weiteren größeren Spendengebern. Jeder Euro geht zu 100% in die ALS Forschung der faceALS Stiftung. Weitere Details, wie ihr mitmachen könnt etc. findet ihr auf der Webseite. Bei Fragen, gerne auch auf mich zukommen. Teilt die Aktion gerne an weitere Läufer und Nicht-Läufer.❤lichen Dank!#FightALSrun

Neujahresgrüße

Liebe Scribas in aller Welt!

Willkommen im neuen Jahrzehnt.
Sicherlich war auch das Leben in Eurer Familie auf die eine oder andere Weise von den 2019er Kapriolen der Weltgeschehnisse betroffen.
Seien wir gemeinsam gespannt, was die 2020er Jahre so bringen.
Dank Karins fleißiger Arbeit umfasst unser Stammbaum inzwischen über 16.000 Einträge. Durch neue Anfragen und Mitteilungen, die uns über unsere Webpage oder Facebook erreichten, konnten wir neue Verästelungen in bisher nicht vertretenen Länder, wie Neuseeland, Schweden und Thailand entdecken.
Das nächste Familienblatt ist in Arbeit.

Wir wünschen Euch einen gelungenen Start ins Neue Jahr
Jürgen

Dear oversea-Scribas!

Welcome to the new decade.
I’m sure that – one way or another – your family life was influenced by the often bizarre turns that world affairs took in 2019.
You’re probably just as curious about what the 2020s will bring.
Thanks to Karin’s industrious work, our family tree now has more than 16,000 entries. New inquiries and messages received through our webpage or Facebook, we uncovered new branches to countries like New Zealand, Sweden and Thailand.
The next family newsletter is being written.

We wish you all a great start into the New Year
Jürgen

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Dr. Jürgen Scriba
Vorsitzender
Familienbund Scriba-Schreiber e.V.
www.scriba-schreiber.de

Federflug 24 – ab sofort im Shop erhältlich

Zwei neue Fundstücke für die Eduard Scriba-Ausstellung:

„Reise durch die Schweiz im Spätsommer 1835“
mit Hermann Wiener und
Gedicht in lateinischer Sprache von Gustav Soldan
zu Eduards Geburtstag 1834 oder 1835

Nachdem ich 2016 am „Rundbuch der Familie Scriba“ (Federflug 21 und 22) und 2017 an einer Dokumentation über meinen Ururgroßonkel Eduard Scriba (Federflug 23) gearbeitet hatte, flog mir Anfang 2019 wieder ein interessantes Stück Familiengeschichte ins Haus: Karin Scriba, Schriftführerin des Scriba-Familienbundes, schickte mir ein Heft: „Reise durch die Schweiz Spätsommer 1835“ von Eduard Scriba, 80 engbeschriebene Seiten in winziger, gleichmäßiger deutscher Schönschrift, mit Zeichnungen ergänzt (eine Karte mit der Reiseroute,

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Berge, die bestiegen wurden mit vielen Details und Höhenlinien und die drei Eidgenossen, die auf der Rütli-Wiese geschworen haben sollen).

Karin hatte es von Hannes Scriba, D-Linie, Urenkel von Ferdinand (Eduards 10 Jahre jüngerer Bruder), Enkel vom Wetterfelder Eduard, Sohn von Ferdinand Scriba und Käthe Palm, bekommen. In dieser Reihenfolge wurde der Reisebericht wohl weitergegeben und wird so schließlich zu Hannes gekommen sein.
Eduard hatte in jedem Jahr seines Aufenthalts in der Schweiz von 1833 bis 1836 Wanderungen unternommen. In Federflug 23 befinden sich Auszüge einer Wanderung von 1834 mit Schülern der Privatschule Solitude in Lausanne, an der Eduard Lehrer war, aus alten Scriba-Familienblättern. Der vollständige Bericht scheint nicht mehr zu existieren. Ein vollständiger Reisebericht einer zweitägigen Wanderung von 1836, kurz vor der Ausweisung aus der Schweiz, ausführlich dokumentiert von Ferdinand Scriba, der mit Bruder Eduard wandern wollte, um die hohen Berge der Alpen zu bewundern, ist in Federflug 23 vollständig übernommen. Das Original befindet sich im Staatsarchiv Darmstadt, von dort bekam ich 2017 eine digitalisierte Kopie.
Nachdem ich gerade schon eifrig angefangen hatte, den Reisebericht von 1835 zu transkribieren, erfuhr ich durch den direkten Kontakt mit Hannes, dass er diese Arbeit schon vor etlichen Jahren gemacht hatte und sogar ein Buch in kleiner Auflage hatte drucken lassen, welches ich samt der Datei von ihm bekam. Ich musste also nicht mehr transkribieren und tippen, stattdessen habe ich die Datei mit dem Original verglichen, die alte Rechtschreibung wieder übernommen und in Fußnoten und einer tabellarischen Gegenüberstellung den Zusammenhang mit Federflug 23 hergestellt.
Der Reisebericht ist nicht nur eine liebevolle Landschafts- und Naturbeschreibung der knapp sechswöchigen Wanderung der beiden Freunde Eduard und Hermann Wiener durch einen großen Teil der Schweiz (meistens zu Fuß von Lausanne über Lauterbrunnen, Glarus, St. Gallen zum Bodensee, weiter nach Schaffhausen, Zürich, zur Rigi, nach Luzern, Interlaken, Bern und zurück nach Lausanne, um nur einige Stationen hier zu nennen), sondern eröffnet Einblicke in das Denken und Handeln der Vormärz-Revolutionäre, die in der Schweiz im „Jungen Deutschland“ und „Jungen Europa“ politisch tätig waren.
Neu erfahren habe ich durch diesen Reisebericht zum Beispiel, dass Eduard wohl am Steinhölzlifest teilgenommen und auf der Wanderung 1835 den preußischen Spion Ludwig Lessing aus Freienwalde, meiner Heimatstadt, tatsächlich kennengelernt hatte. Er erlebte mit, wie Lessing den Flüchtling Ehrhardt ohrfeigte, worauf es zu einem Duell kam, bei dem Ehrhardt verletzt wurde. Bald darauf wurde Lessing ermordet. Der Mörder wurde nicht gefunden. Durch das Aufsehen erregende Steinhölzlifest und den Mord an Lessing u. a. kommt es 1836 zur Ausweisung von Flüchtlingen aus der Schweiz. Das trifft auch Eduard und Hermann.
Georg Büchner ließ in Briefen an seine Eltern durchblicken, dass diese Flüchtlinge durch ihre politische Betätigung gegen das Asylrecht verstoßen hätten und damit zu Recht auszuweisen sind. Ja, das kann man so sehen.
Und doch liest man in dem Reisebricht auch von der Begeisterung, mit der Eduard die Schweizer Demokratie erlebt und beschreibt und sich durch die Freiheit in der Schweiz beflügelt fühlt, sich weiter für Veränderungen in seiner hessischen Heimat und in ganz Deutschland einzusetzen.
Schon als Junge hatte er sich für Schillers „Wilhelm Tell“ begeistert, nun suchte er mit Hermann den Ort auf, wo die Eidgenossen ihren Bund gegründet haben sollen, und fühlte sich bestärkt, für die Freiheit von der Willkür der Herrschenden zu kämpfen.
Durch den Reisebericht habe ich noch einmal mehr verstanden, was ihn bewegte, warum er sich engagierte, statt sich auf eine bürgerliche Existenz vorzubereiten, wie viele seiner Freunde, die später Lehrer, Pastoren, Juristen, Professoren, Familienväter … wurden. Er kommt mir näher als durch die Dokumentation (Federflug 23), in der u. a. die Texte über ihn und seine politischen Briefe, die er in seiner Funktion als Präsident des „Jungen Deutschland“ schrieb, zu finden sind. Der Reisebericht ist eine sinnvolle Ergänzung und rundet das Bild um das Persönliche ab, das wir uns von Eduard machen können. So aßen die Freunde unterwegs nicht nur gern „Käs und Brod“ zu guter Alpen-Milch oder Wein (den sie unterwegs in ihren Korbflaschen mit sich führten), sondern auch Kartoffeln mit Butter und Salz. Eduard war ein ausgezeichneter Koch von Kartoffel-Pfannkuchen, die er abends in manchen „Wirthshäusern“ selbst zubereitete und mit anderen genussvoll verzehrte. Auch das macht ihn mir so sympathisch!
Ich denke, dass es sich auch für den Familienbund lohnt, diesen Reisebericht noch einmal drucken zu lassen, damit auch Eduard, der Revolutionär, der 1837 schon starb und keine Familie gründen konnte, einen Platz und ein Andenken in der großen Familie behält.

  • Dank an Karin Scriba, die mir das alte Heft geschickt und mich zu dieser Arbeit ermuntert hat.
  • Dank an Hannes Scriba, der den Text transkribiert und weitergegeben hat, und mit dem ich mich anregend austauschen konnte.
  • Dank an meine Schulfreundin Juliane Böcker-Storch, die ein lateinisches Gedicht von Gustav Soldan, der zu Beginn der Wanderung dabei ist, für seinen Freund Eduard zum Geburtstag am 22. März 1834 oder 1835 übersetzt hat. Dieses Gedicht, das ich auf Latein schon vor zwei Jahren vom Staatsarchiv in Darmstadt erhielt, findet nun in diesem Teil C der „Ausstellung von Fundstücken“ (Federflug 24) einen Platz im Anhang.
  • Dank an meinen Vater Eberhard Bondick (D-Linie, Urenkel von Ferdinand – wie Hannes), der mein Interesse an den alten Familiengeschichten geweckt hat.
  • Dank an meinen Mann Dr. Oskar Cöster, der sich inzwischen auch für die Familiengeschichten interessiert, mich tatkräftig unterstützt hat und mir eine Arbeit zur Verfügung gestellt hat, die er 1970 als Kollegiat in Mainz geschrieben hat und die die Epoche der „Restauration und Revolution von 1815 bis 1850“ kurz und knapp darstellt. Ich finde sie passend für Federflug 23 und 24 (siehe Anhang), um Eduards politische Vorstellungen (Liberalismus, demokratische Bewegung, nationale Idee und europäische Zusammenhänge) und Ziele historisch einordnen zu können. Diese fast 50 Jahre alte Arbeit ist auch ein “Fundstück“. Sie kam zum Vorschein, als wir im April 2019 wegen einer fälligen Dachsanierung den Boden leer räumen mussten.

Hamburg im Frühjahr 2019

Regine Cöster-Bondick

Federflug 24 ist erscheinen

und im SHOP zum Preis der Druckkosten 14,00 Euro erhältlich.

Starke Frauen im Landkreis Waldeck-Frankenberg

Zum Gedenken an Renate Faber geb. Scriba R 14.150.236

Zur Ehrung der Verdienste von Renate Faber und anderen Frauen im LK Waldeck Frankenberg wird am 8. März 2019 eine Ausstellung in Korbach eröffnet. Den Link und auch den Flyer zu Ausstellung findet Ihr unten.

Renate Faber geb. Scriba
*18.5.1946
+ 6.2.2017

http://museum-korbach.de/index.php/sonderausstellungen-vortraege/sonderausstellung

http://museum-korbach.de/images/PDF/Flyer/starkefrauenwafkb.pdf

Vormärz Revolutionär Eduard Scriba – Federflug 23 jetzt erhältlich (im Shop)

 

Ausstellung von Fundstücken         

zu Eduard und Ferdinand Scriba (D-Linie)

 

Über Eduard Scriba, 1808 geboren, leider schon 1837 in Liverpool an Blattern gestorben, und seinen 10 Jahre jüngeren Bruder Ferdinand Scriba (D-Linie), gibt es jetzt eine Dokumentation: Ausstellung von Fundstücken A (199 Seiten), kombiniert mit biographischen Texten und Selbstzeugnissen: Ausstellung von Fundstücken B (102 Seiten): 

Ausstellung von Fundstücken

Vormärz-Revolutionär Eduard Scriba,

Decknamen „Schwick“, „Schütz“, „Sator“ und „Pirat“,und sein „kleiner“ Bruder Ferdinand Scriba, Pfarrer                FEDERFLUG 23

 

Recherchiert und zusammengestellt von Regine Cöster-Bondick;                            Familienbund-Scriba/Schreiber-Shop http://shop.scriba-schreiber.de

ab November 2017 zum Druckkosten-Preis bestellbar.
Aktualität des europäischen Gedankens

Der Vormärz-Revolutionär Eduard Scriba, Teilnehmer am Hambacher Fest, am Frankfurter Wachensturm, späterer Präsident des Jungen Deutschland in der Schweiz, schrieb 1835: „Ohne diese Ausdehnung unsrer europäischen Verbindung – ohne Mitwirkung der Patrioten a l l e r Nationen – ohne Freiheit a l l e r europäischen Völker wird die Freiheit der e i n z e l n e n entweder nicht möglich, oder doch immer gefährdet seyn!“ Das klingt auch heute noch sehr aktuell, wenn man sich gegenwärtige Probleme der Europäischen Union vor Augen führt. Die heutigen Lösungsansätze bauen also auf Entwürfen auf, die in unserer Familie vor 182 Jahren schon gedacht wurden.

Wie aktuell der europäische Gedanke im Jahre 2017 ist, lässt sich bei Ulrike Guérot im SPIEGEL-Artikel „Es lebe die europäische Republik!“ (DER SPIEGEL 18/2017, S. 128/129) nachlesen:

„Die europäische Aufgabe von heute ist es, den Sprung raus aus der nationalen Spur ein für alle Mal zu schaffen, den Nationalstaat als bisher einzige Gussform für Demokratie und Sozialstaatlichkeit zu sprengen. Wenn uns das gelingt, kann auch die Neugründung Europas gelingen. Nie waren wir so nah dran.

Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte zielte vor rund 200 Jahren darauf, den Impuls von Liberté, Égalité, Fraternité auf das deutsche Einheitsstreben zu übertragen. Seine Reden initiieren einen nationalen Aufbruch, der spätestens mit dem Hambacher Fest 1832 zu einer emanzipatorischen Bewegung wurde, und zwar von unten, getrieben von den Bürgern Deutschlands. Gesucht wird heute ein europäisches Hambach, das in einen europäischen Vormärz mündet – als Aufbegehren gegen Kleinstaaterei und Reaktion!

Wie damals geht es um bürgerliche Opposition gegen die Restauration, um Einheit, Freiheit und Volkssouveränität. Es geht um nichts Geringeres als darum, den europäischen Geist buchstäblich zu verfassen und nicht wieder national abzubiegen. Es geht um ein neues, ein richtiges Europa: ein Markt, eine Währung, eine Demokratie.“

 

Vorstellung von Eduard Scriba zu Beginn der Dokumentation

Die Dokumentation über meinen Ururgroßonkel Eduard Scriba, genannt Schwick, Schütz, Pirat, Sator, und seinen zehn Jahre jüngeren Bruder Ferdinand, meinen Altvater (Ururgroßvater), beginnt wie die Biographie seines Zeitgenossen „Georg Büchner“ (von Hermann Kurzke) – mit einem Steckbrief. Wie Georg Büchner war auch Eduard Scriba ein steckbrieflich Gesuchter. Beide hatten in Gießen studiert. Beide waren in die revolutionären Vormärz-Ereignisse verwickelt. Beide mussten in die Schweiz fliehen. Beide starben 1837.

Der damalige Schriftleiter Otto-Adolf Scriba (OAS) kommentiert:

 

Hier das gezeichnete Bild aus den Familienblatt(FB)-Ausgaben 1927, 1937 und 1984 mit einem Fehler in der Bild-Unterschrift: Eduard wurde nicht in Schwickartshausen geboren, sondern in Ulrichstein, kam aber als Student aus Schwickartshausen und wurde deshalb „Schwick“ genannt.

Schriftdeutung (FB 107/1937, S. 6) führt uns ebenfalls ein freundlicher Bild von Eduard vor:
 Unsere Verdener Vetternschaft“ meint meinen Vater Eberhard Bondick, der diesen Steckbrief-Fund im Verdener Heimatmuseum gemacht hatte. In diesem FB 224 wird zum letzten Mal für lange Zeit Eduard erwähnt, obwohl OAS  in FB 221, in dem er ausführlich über den Frankfurter Wachensturm berichtet (siehe Kapitel 3.7 der Dokumentation), ankündigte, mehr darüber berichten zu wollen. Was dann aber nicht geschah.

Wer war Eduard Scriba? Hier drei unterschiedliche Charakterisierungen:

Der Denunziant Conrad Kuhl:  Eduard Scriba – ein „höchst verwegener und gefährlicher Mensch“ – festgehalten im „Vortrag in Untersuchungs-Sachen wider die Theilnehmer an revolutionären Umtrieben in der Provinz Oberhessen“ von Martin Schäffer (Untersuchungsberichte, S. 257-346, hier: S. 319. Gießen, Ende Dezember 1837, revidiert 1838. – Johann Konrad Kuhl (1794–1855), Landwirt in Butzbach war der Denunziant, der den Frankfurter Wachensturm verriet, später auch Georg Büchner als Verfasser des Hessischen Landboten und die Mitglieder der „Gesellschaft der Menschenrechte“; vgl. Georg Büchner-Portal).

 

Im Findbuch Georg Fein (S. 352) ist zu lesen: Scriba war „führendes Mitglied des Jungen Deutschland (in Lausanne), Präsident des 2. und 3. Komitees des Jungen Deutschland, sozialbetonter Demokrat (mit Sozialprogramm).“

 

Und so sieht ihn sein Freund Hermann Wiener, der nach Eduards Tod schreibt: „Schwick war einer der trefflichsten Menschen, die ich gekannt, voll wissenschaftlichen Triebs und ästhetischen Sinn(es), doch vor allem zum Freiheitskämpfer erlesen“ (Wieners Lebenserinnerungen, S. 363–406, hier S. 391).

31/1908, S. 4-6, einen Beitrag über das Stammbuch seines Großvaters und zitierte den Eintrag von Eduard.

 

„Fundstücke“ für eine „Eduard-+Ferdinand-Scriba-Ausstellung“

Als mein Vater Eberhard Bondick sich in den 70-er/80-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit Eduard Scriba beschäftigte, war er geradezu begeistert von der möglichen Bekanntschaft Eduards mit Georg Büchner. Seine Begeisterung wirkte ansteckend auf mich.

Im Studium hatte ich mich mit Büchner beschäftigt. Ob mein Ururgroßonkel Eduard und Georg Büchner sich tatsächlich auch gekannt hatten?

Sie kannten dieselben Leute: August Becker, Hermann Wiener, Friedrich Ludwig Weidig, die Zeuner-Brüder, die Braubach-Brüder, die Soldan-Brüder … – Revolutionäre und Weggefährten von beiden.

Eduard kannte Karl Schapper, der später ein guter Bekannter von Marx und Engels wurde. Wäre Eduard Kommunist geworden, wenn er länger gelebt hätte?

Natürlich interessieren mich auch die historischen Vormärz-Ereignisse und die Rolle, die Eduard dabei gespielt hat. Wie kam er dazu, ein Revolutionär zu werden?

Und wie hat Eduards Bruder, der zehn Jahre jüngere Ferdinand, mein Altvater, der 82 Jahre alt wurde, die revolutionären Ereignisse erlebt und verarbeitet?

Mein Vater Eberhard Bondick hatte „Fundstücke“ über Eduard und Ferdinand für sein Archiv gesammelt, manches habe ich gefunden. Erstaunlich, wie viel da zusammengekommen ist, und wie viele Aspekte der Eduard-Geschichte beleuchtet werden können.

Für diese Dokumentation, die ich mir wie einen „Ausstellungsrundgang“ vorstelle, will ich das, was ich beim Stöbern interessant fand, so „original“ wie möglich zeitlich geordnet wiedergeben und in den historischen Kontext der Vormärz-Ereignisse stellen.

Ich bin beim Suchen und Zusammenstellen also nach meinem Interesse vorgegangen und nach Anregungen von Professor Dr. Burghard Dedner, Marburg, der das Georg-Büchner-Portal betreut und Eduard Scriba für würdig befand, darin aufgenommen zu werden, und von Dr. Andreas Volkmer, der in Marburg promovierte und mir wertvolle Literatur- und Quellenhinweise gab. Die Schriftleiterin des Familienbundes Karin Scriba hat mich tatkräftig unterstützt. Das Staatsarchiv Darmstadt stellte mir aus dem dort hinterlegten Scriba-Archiv Original-Dokumente auf DVD zur Verfügung. Weitere digitalisierte Original-Dokumente stammen aus den schweizerischen Staatsarchiven Bern, Zürich und Basellandschaft und aus dem niedersächsischen Landesarchiv Wolfenbüttel (Georg-Fein-Archiv).

Am meisten geholfen hat mir mein Mann Dr. Oskar Cöster mit seinem Interesse, seiner Ermutigung, seinen umfangreichen philosophischen, literarischen und historischen Kenntnissen und seinem Vorhaben, Eduard ein literarisches Denkmal zu setzen. Gefreut hat mich auch das Interesse meines Sohnes Till Cöster, der vielleicht einmal Episoden aus dem Leben der Scriba-Brüder in einem Film gestalten wird.

Manche Dokumente sind im Text und in den Fußnoten sehr umfangreich übernommen. Außerdem gibt es – durch meine Arbeitsweise bedingt – inhaltliche Doppelungen, Wiederholungen, Ähnlichkeiten – ja, sogar auch Widersprüchliches. Das liegt daran, dass ich die Menge und Vielfalt der Fundstücke den „Ausstellungsbesuchern“ zur Verfügung stelle, sie mit ihnen teilen möchte. Sie müssen entscheiden, was sie interessiert, wo sie verweilen wollen, und wo sie etwas überspringen. Sie müssen ihre eigenen Schlüsse ziehen und die Ausstellungsstücke bewerten!

Personen und historische Ereignisse werden vorgestellt, wenn sie im Leben der Scriba-Brüder auftauchen und wichtig werden – entweder in eigenen Kapiteln oder in Fußnoten.

In Kapitel 9 wird die Nähe zu Georg Büchner ausführlich betrachtet, und in Kapitel 10 lade ich ein zum „Nach-Denken“.

Längere Texte, die die Brüder selbst verfasst haben, und biographische Texte sind unter „Eduard und Ferdinand Scriba in Biographien und Selbstzeugnissen“ zusammengestellt und als eine eigene Abteilung zu lesen, wenn man das Buch umdreht. Man kann auch dort mit dem Lesen beginnen, wenn man sich einen unmittelbaren Eindruck aus den Selbstzeugnissen verschaffen will.

 

So weit aus der Dokumentation. Wer nun Lust bekommen hat auf den „Ausstellungsrundgang“ (Dokumentation, Biographisches, Selbstzeugnisse) kann über den „Shop“ bestellen.

 

Hamburg, Oktober 2017,  Regine Cöster-Bondick

1 Eduard Scriba Titel+Inhalt Dokumentation

DENK MAL an Eduard Scriba D 10.017.020 nach 180 Jahren

22.3.1808 – 4.1.1837, Student „Schwick“ in Gießen, 2 x relegiert, Vormärz-Revolutionär, 1833 Wachenstürmer in Frankfurt,
Flüchtling und Lehrer in der Schweiz, dort aktiv in den Geheimbünden „Junges Deutschland“ und „Junges Europa“,
Kämpfer für „Freiheit, Gleichheit, Humanität“.

Ausgewiesen aus der Schweiz,
mit seinem 10 Jahre jüngeren Bruder Ferdinand Scriba (1818-1900)
auf Gefangenentransport in Gendarmenbegleitung quer durch Frankreich, in London an Blattern (Pocken) erkrankt,
in Liverpool am 4.1.1837 daran gestorben
(FEDERFLUG 6: Ferdinands Frankreich- und Liverpool-Tagebuch).

DENKMAL für Eduard Scriba im Jahre 2017:
Jetzt als Freund von Georg Büchners Freunden im Georg-Büchner-Portal http://buechnerportal.de/dokumente/personen/georg-friedrich-jakob-eduard-scriba/.

Und noch ein DENKMAL für Eduard Scriba im Jahre 2017:
ab Nov./Dez. 2017 als FEDERFLUG 23: Dokumentation über Eduard und Ferdinand Scriba im Familienbund-Scriba-Schreiber-Shop  www.scriba-schreiber.de zum Druckkosten-Preis bestellbar.

Regine Cöster-Bondick, März 2017

1. Rundbuch Teil I (1892 bis 1900 /1)

2. Rundbuch Teil II (1901 bis 1914) und Teil III (1915 bis 1922)
in einem Band

GESCHICHTE mit der LUPE
Erklärtext von Regine Bondick
zum Rundbuch der Ferdinand-Scriba-Familie
(D-Linie, Stamm Schwickartshausen)

Klaus von Dobschütz (Enkel von Margarete (Gretel) Gerschlauer, geb. Scriba) hat das Rundbuch digitalisiert – davon hatte ich recht zufällig über das Familienblättchen und einigen Hin- und Her-Emails erfahren – und mir geschickt.
Ich hatte Anfang 2015 vorsichtig die neue Rechtschreibung in die word-Datei eingebaut und mit der Schreibmaschinen-Kopie des von Julie Schlosser abgetippten Rundbuchs „So haben sie gelebt“ verglichen und ggf. ergänzt. Mein Vater Eberhard Bondick (Enkel von Emma Salzmann, geb. Scriba, Sohn von Marie Bondick, geb. Salzmann) hatte eine Rundbuch-Kopie von Otto-Adolf Scriba (Hermann Scribas ältestem Sohn; Ottos Enkel) bekommen und meiner Schwester Gundula und mir Kopien in gebundener Form zu Verfügung gestellt.
In den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts hatte ich das Rundbuch meiner Großmutter mütterlicherseits Helene Hirche mit beiderseitigem, großem Interesse vollständig vorgelesen. Jetzt – nach meiner Pensionierung im vorletzten Sommer – arbeite ich mich in das Familien-Archiv meines Vaters ein und habe das Rundbuch mit noch größerem Interesse als sehr bemerkenswertes zeit- und familiengeschichtliches Dokument – „Geschichte mit der Lupe“ – wieder entdeckt und gelesen. Dabei konnte ich mich mit Vielem mitfreuen oder auch mittrauern (am allermeisten um Martin, Emmas Sohn, um Hans, Gottholds Sohn, und um Georg, Emilies Sohn). Es war wie ein Mitleben in den Familien der Ferdinand-Kinder. Manches ist natürlich aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbar, unerträglich und erschreckend – so die verbreitete deutsch-nationale Einstellung und ein immer wieder erkennbarer Antisemitismus. Wichtig ist mir gewesen zu verstehen, wie verbreitet solche Gedanken waren, die später zu unvorstellbarem Leid geführt haben.
Ich wollte zunächst das Rundbuch nur meinem Sohn Till, meinem Neffen Aljoscha und meiner Nichte Jana in einer gut lesbaren Form – mit Anmerkungen, die das Verstehen erleichtern sollen – übergeben in der Hoffnung, dass sie es eines Tages mit Interesse lesen.
Nach Einschätzung des Familienbunds Scriba/Schreiber gibt es ein größeres interessiertes Lesepublikum unter der großen Nachkommenschaft Ferdinands (laut Familienblatt 198, S. 3, hatte er 42 Enkel!). Deshalb wird das Rundbuch in der Federflug-Reihe (Teil I als Nummer 21, Teil II und III als Nummer 22) vom Familienbund veröffentlicht werden. Seit Oktober 2015 schickt mir die Schriftleiterin des Familienbundes Karin Scriba die Original-Rundbücher, aus denen ich von Julie Schlosser Ausgelassenes in kursiver Schrift einfüge. Dazu musste ich die alte deutsche Handschrift noch einmal neu schreiben und lesen lernen, um die Handschriftenentziffern zu können. Mit der ersten Hälfte bin ich nun fertig. Sie soll also nun als Teil I – Federflug 21 – im April 2016 erscheinen. Regine Cöster-Bondick (R.B.) Hamburg, 2015/16

Und sieht so aus:

Rundbuch Vorderseite

Rundbuch Rückseite

Aus dem Familienbuch der Familie Scriba, Stamm Schwickartshausen (D)

Ferdinand Georg Christian Emil Gustav SCRIBA
* 9. November 1818 in Schwickartshausen, Hessen, 1836 bei Eduard in der Schweiz, Ausweisung, durch Frankreich nach England, in Liverpool 2 ½ Jahre Lehrer, stud. theol. in Gießen, Pfarrer in Büdingen, Hitzkirchen, Sprendlingen (Kr. Offenbach),
† 24. April 1900 in Laubach, Hessen
Großeltern: Philipp Moritz Scriba und Maria Elisabeth Katz, Nieder-Beerbach
Eltern: Friedrich Wilhelm Gottlieb SCRIBA und Albertina Charlotta GEBHARD,
Schwickartshausen
Geschwister:
• Amalia Koch (ihre Tochter Lina war verheiratet mit Otto Kleberger, Bruder von Lina Kleberger) (ist die Urgroßmutter von Otfried Praetorius, Ferdinand ist sein Urgroßonkel.)
• Wilhelmina Ellenberger (eine Tochter war verheiratet mit … Dieffenbach).
• Eduard *22.3.1808, stud. theol. („Schwick“) in Gießen, Bonn; Hauslehrer bei Ernst Moritz Arndt, Lehrer in der Schweiz (als politischer Flüchtling nach der Teilnahme am Wachensturm am 3. April 1833 in Frankfurt Main; Ausweisung aus der Schweiz wegen Aktivitäten beim Geheimbund „Junges Deutschland“ in Gendarmenbegleitung von Gefängnis zu Gefängnis von Basel nach Calais durch Frankreich mit Bruder Ferdinand nach England; vgl. Brief von Ferdinand Scriba vom 4.10.1897 mit Fußnote: Hinweise auf Familienblatt-Beiträge und „Der Federflug“Nr. 6, hrsg. vom Familienbund Scriba/Schreiber; u.a.),
† 4.1.1837 an Blattern in Liverpool.

Ehepartner und Kinder:
1. Heirat: 14. Februar 1847 KaroLina Henriette Marie KLEBERGER (Tochter von Franz Kleberger und Susanna von Bostel, Goethes Großcousine) (Linas Bruder Otto Kleberger ist Otfrieds Großvater)
Kinder:
• Lina SCRIBA,* 24. Februar 1848 in Büdingen, Lehrerin, † 5. März 1908 in Arheiligen
• Emma Auguste Ottilie Luise Bertha SCRIBA,* 5. April 1849 in Büdingen,
† 18.1.1913;

Kinder von Emma Scriba und Martin SALZMANN, *31.12.1841, † 22.9.1916 (Tischler, Drechsler, von Wichern im Rauhen Haus Hamburg ausgebildeter Diakon; Emma und Martin leben und arbeiten als Waisenhauseltern in Sorau):
▪ Ferdinand Gotth.Ernst SALZMANN 1877-1958, Pfarrer in Flatow/Osthavelland, Görlsdorf/Schlesien, Neuentempel/Mark, Modelsdorf/Schlesien, St.Michaelis/Freiberg/Sachsen; ∞ 1905 in Boitzenburg Elisabeth Dreising *in Sanssouci (siehe Heinrich Wolfgang Seidel: Drei Stunden hinter Berlin – Seidel schreibt über sein Vikariat bei Pfarrer Dreising in Boitzenburg und seine Liebe zu Ite. Leider – für Seidel – war ihm sein Vikariatsvorgänger Ferdi mit einer heimlichen Verlobung zuvorgekommen.)
Kinder: Inge Kölbel, Enkelkinder: Wolfgang, Christine (Lehrerin)
▪ Otto Karl Ernst SALZMANN 1878-1965, Kaufmann in Amerika; ∞ Martha (Ata) Liedholz,
Kinder: Gerhard (Chemiker), Elisabeth (Detta) (Kinder: Doris, Ronald)
▪ Elisabeth Doroth.Amalie SALZMANN 1879-1880
▪ Mathilde Wilh.Gertr.Em. SALZMANN 1881-1965, Gewerbe-Lehrerin in Forst/Lausitz
▪ Martin Eduard Friedr. SALZMANN 1882-1913, Gärtner
▪ Marie Anna Doroth. Lina SALZMANN, *28.08.1884 in Berlin, seit 1906 Lehrerin in Flatow(Osthavelland), 1907-10 Heegermühle/Brandenburg, † 10.04.1956 in Bad Freienwalde; ∞ 11.07.1910 in Sorau/Nieder-Lausitz Johannes BONDICK *29.01.1879 in Berlin, Lehrer in Heegermühle, dann in Bad Freienwalde, † 06.11.1949 in Bad Freienwalde; Eltern von: Eberhard Gerhard Joachim BONDICK 1924-2005;
Vater von Regine (Lehrerin) und Gundula (Pastorin), Großvater von Till, Aljoscha, Jana
▪ Elisabeth Joh.Christin. SALZMANN 1886-1919 in Wiesbaden, Rote-Kreuz-Schwester
▪ Johannes Georg Heinr.E. SALZMANN 1888-1908, Postgehilfe
▪ Martha Anna Frieda Emma SALZMANN 1891-1963, Lehrerin in Sorau, Mainz
▪ Klara Lina Gertrud SALZMANN 1893-1970, Lehrerin in Sorau, Mainz

2. Heirat: 24. Juli 1851 Marie ZENTGRAF
(vgl. „Der Federflug“Nr. 3: Lebensbild unserer seligen Mutter Marie Scriba, geb. Zentgraf von Ferdinand Scriba)
Kinder:
• Gotthold SCRIBA,*23.8.1852 in Büdingen, Pfarrer in Ispringen, Rudolstadt, Lodersleben;
† 8.4.1914 in Lodersleben/Querfurt; 1. ∞ Lina Frisius;
Kinder mit (2. ∞) Margarete von Kirchbach: Hans († 1919 im Kampf gegen polnische Kommunisten), Fritz, Lina (Diakonissin), mit (3. ∞) Agnes Palm (Kinder: Käthe, Wolfgang): Margarete Gerschlauer (Großmutter von Klaus von Dobschütz, der das Rundbuch digitalisiert hat)
• Dorothea SCRIBA,*3.6.1854, † 4.10.1088
• Emilie SCRIBA,* 13.6.1856 in Hitzkirchen, Lehrerin, † 18.3.1921 in Darmstadt; ∞ Georg NOACK (Sohn Ludwig, Jurist);
Kinder: Luise (Lehrerin), Marie (Reformschul-Lehrerin in Mainz, Mutter von Georg Walther Heyer: Eine Reise nach Biedenkopf – Das Buch enthält viele Geschichten der Ferdinand-Scriba-Sippe; vgl. Familienblatt 220/1983), Ferdinand (Journalist), Georg (Marine-Volontär in Kiel, † 1908 (Suizid)), Pauline (∞ v. d. Leyen)
• Elisabeth (Ilse) SCRIBA,*7.7.1856 in Hitzkirchen, † 28.2.1929, ∞ Heinrich PRAETORIUS, Stiefmutter von Otfried (Lehrer)
• Otto SCRIBA,*19.1.1859 in Hitzkirchen Pfarrer in Remptendorf/Thür., Offenthal (Starkenburg), Erbach/Odenwald, Wimpfen am Berg; † 8.4.1932 in Eisenach; ∞Sophie Bräß, Kinder: Hermann (Pfarrer, Vater von OAS, Pfarrer), Gotthold (gef.1917), Dorothea, Georg-Albrecht (Landwirt), Otto (Pfarrer, Vater von Hanswolf, Kantor in Mainz)
• Gottfried SCRIBA,*4.10.1860, † 20.10.1880
• Johanna (Hanna) SCRIBA,*24.6.1862 in Hitzkirchen, † 1.10.1933 in Arheiligen
• Eduard SCRIBA,*17.3.1864 in Sprendlingen (Kr. Offenbach), Pfarrer in Nieder-Moos/ Vogelsberg (Kr. Lauterbach), Wetterfeld, † 23.1.1927 in Laubach (Krankenhaus); ∞Marie Kirchner, Kinder: Ferdinand (Pfarrer), Gottfried (Lehrer, gef.1914), Eduard (Buchhändler; Schwieger-Großvater von Karin Scriba, Schriftleiterin nach OAS, sie hat die wunderbaren Familien-„Mandala“-Fächer erstellt, die ins Rundbuch aufgenommen werden), Marie, Rudolf (Udo, Pfarrer), Wilhelm (gef.1917), Ilse (Krankenschwester), Margarete (Krankenschwester), Julius (Landwirt, Kanada)
• Adelheid SCRIBA,*27.2.1867 in Sprendlingen, † 27.8.1947 in Arheiligen; ∞ Otto
SCHLOSSER, Pfarrer in Tann/Rhön, Aufenau, Gronau, Kinder: Emilie (Lehrerin),
Gustav (Lehrer), Marie (Kindergärtnerin, Gemeindeschwester), Johanna
(Krankenschwester), Otto (Landwirtschaftsrat), Elisabeth (Liesel), Rudolf (Lehrer),
Frieda (Diakonisse), Julie (Fürsorgerin; hat das Rundbuch abgetippt)

Teil 1: (1892 – 1900/1) Bis Vater Ferdinands Tod
Teil 2: (1901 – 1914) Vor dem 1. Weltkrieg
Teil 3: (1915 – 1922) Krieg und Nachkriegszeit
(Rundbuch-Heft 22, Januar 1914 bis Dezember 1915, fehlt)

Rundbuch I der Familie Scriba, Sprendlingen (15.11.1892 – 25.1.1893)

Ordnung (Gotthold Scribas Vorschlag)

1. Das Rundbuch enthält sachlichen Bericht über das Ergehen, Tun und Erleben der Mitglieder unserer Familie und ihre Angehörigen, gegebenenfalls auch Besprechungen über gemeinsame Fragen.
Es ersetzt also Familienzusammenkünfte und gebe jederzeit ein anschauliches Bild der verschiedenen Häuser oder Personen.

2. Innerhalb 8 Tagen von Empfang an muss das Buch weiterbefördert werden. Empfangs- und Absendedatum sind beizufügen und für jeden Tag Ausstand über die Zeit eine Geldstrafe in Marken an Papa beizulegen für die Scribasche Familienstiftung.

3. Die Höhe der Strafe und die Reihenfolge des Umlaufs bestimmt Papa im ersten Brief.

(Vater Ferdinand Scribas Ergänzung)

4. Die Strafe beträgt für jeden Tag über die gesetzten 8 Tage – 10 Pfennige.

5. Die Reihenfolge des Umlaufs möge sein: Von Sprendlingen (Papa Ferdinand Scriba) nach 1. Niedermoos (Eduard Scriba), 2. Tann/Rhön (Adelheid Schlosser), 3. Sorau (Emma Salzmann), 4. Niedernhausen/Groß Bieberau (Emilie Noack), 5. Arheilgen (Lina Scriba), 6. Offenthal (Otto Scriba), 7. Ispringen (Gotthold Scriba).
Dann geht die Rundreise wieder von vorne (Sprendlingen) an unter Beilage der auf der je ersten erwachsenen Schriftstücke.

6. Um allenfallsigen Ausflüchten von vornherein zu begegnen, erkläre ich hiermit kraft meines Alters als Vorsitzender, (at natura atque electione, affectione que): dass die Söhne den Schwiegersöhnen und die Töchter den Schwiegertöchtern, die Verheirateten den Ledigen einander völlig gleichgeachtet werden hinsichtlich ihrer Schreib- und Leserechte als Pflichten.

Aus dem 1. Brief (Teil I): Ispringen, 15. November 1892, Gotthold Scriba
(Gotthold Scriba war Pfarrer der luth. Gemeinden in Baden, Sitz Ispringen. Er war Nachfolger von Max Frommel, der als Hofprediger seinerzeit nach Berlin ging.)

Lieber Papa und liebe Geschwister!
Es ist ein Versuch, ein Vorschlag, mit dem ich zu Euch allen komme. Wir sind in alle Lande zerstreut und gehören doch nach Gottes Ordnung zusammen. Das Leben oder vielmehr Gottes Führung hat jedes von uns „seine sondre Weg und Bahn“ geführt. Unsere Interessen liegen in verschiedenen Berufskreisen, die uns vollauf in Anspruch nehmen. Da tritt das Natürliche, Gottgewollte zu sehr in den Hintergrund, und wenn wir uns nach Jahren einmal wiedersehen, so geht’s wie beim babylonischen Turmbau: Wir verstehen unsere Sprache nicht mehr, weil wir uns fremd geworden sind.
Bis jetzt hat unser lieber teurer Vater das Band zwischen uns gebildet und in seinen Briefen dem einen von den anderen erzählt. Gott gebe, dass das noch lange so bleibe. Aber mich dünkt, das sei doch nur ein Notbehelf gewesen, den er in seiner Güte und Treue getroffen hat, uns nicht gar auseinanderfallen zu lassen und den wir uns nach unserer Bequemlichkeit gefallen ließen. Besser und richtiger scheint mir zu sein, wenn wir zu unserem Vater kommen und jeder in geordneter Weise ihm und den Geschwistern das Seine erzählt. Dann wissen wir alle Bescheid voneinander und aus dem richtigen Erkennen wachsen das Interesse und die rechte Fürbitte in der Liebe. Es ist rein unmöglich, dass wir alle untereinander bei so ausgedehntem Familienkreis bleiben, aber das Rundbuch kann den Mangel ersetzten und das gegenseitige Interesse wecken und beleben. –
Darum bitte ich um Verzeihung, dass gerade ich diesen Vorschlag mache und gleich als erster in das Buch schreibe. Aber ich sage mir: einer muss anfangen, und vieler Beratungen wird’s nicht bedürfen, wenn Ihr alle mit dem Hauptgedanken einverstanden seid. Ist´s aber nicht der Fall, lieber Papa, so bitte ich, das Buch einfach zu kassieren und als Privatbrief an Dich anzusehen. Stimmst Du aber mit ein, so bist Du vielleicht so gut und setzt gleich die Reihenfolge fest, damit wir fürs Künftige schön Ordnung halten. Auch bitte ich Dich, die „Ordnung“ auf der ersten Seite ganz nach Deinem Belieben zu bestimmen. Es sind nur einige Gedanken, wie ich sie aus ähnlichen Rundbriefen entnommen und für unsere Verhältnisse am praktischsten halte. Streiche sie ruhig durch, ergänze und setzte fest, was Du für uns bestimmst. Wir wollen uns ganz nach Deinen Wünschen fügen.
Eins nur will ich bemerken: Das Buch soll meines Erachtens nur einem (wenigstens von mir) lebhaft empfundenen Bedürfnis abhelfen, es soll nicht etwa andere Korrespondenzen hin und her ersetzen, also z. B. Geburtstagsbriefe oder Butter-, Eier- und Geflügelbestellungen etc. oder Gratulationen zu Geburten, es soll m.E. nur allgemein interessierende Dinge berichten und die Familienmitglieder „auf dem Laufenden“ halten über das Ergehen der anderen. Darum wird es auch für Gefühle der Zu- oder Abneigung keinen Raum haben.

Und weil ich nun einmal angefangen habe, so gestattet mir, dass ich auch als erster berichte: …
Zwischen diesem ersten Brief von Gotthold und dem letzten Brief von Adelheid liegen knapp 30 Jahre und einige 100 Seiten Briefe, geschrieben in deutscher Schrift in 25 Rundbuch-Hefte (von denen leider das 23. Heft immer noch fehlt), von Ferdinand Scriba und seinen Kindern Lina, Emma, Gotthold, Emilie, Ilse, Otto, Hanna, Eduard und Adelheid.

Aus dem letzten Brief (Teil III): Adelheid Schlosser, Gronau, 17.1.1922
… Diesmal möchte ich das neue Jahr gut anfangen und das Weiterreisen unseres lieben Rundbuchs etwas beschleunigen, damit die Nachrichten nicht gar zu „altbacken“ werden! Auch soll’s zugleich meinen Geburtstagsbrief an Dich, lieber Otto, mitnehmen und dadurch helfen Porto sparen in diesen überteuerten Zeiten. Das wäre überhaupt noch ein neuer besonderer Grund, dem Rundbuch wieder einen sicheren und schnelleren Lauf zu geben, dass die Privatgeschwisterbriefe durch das teure Porto fast ganz aufhören müssen und dass wir dafür das Buch – oder könnten es nicht einfacher Briefbögen sein, dem jeder dann sein Blatt beifüge, dann käm’s bedeutend billiger, – auch wirklich rasch befördern? Ein kurzes Briefchen alle 4 – 6 Wochen werden wir doch wohl noch füreinander erübrigen können an Zeit und Geld und wir „lebten“ dann doch eher mit einander fort, als so, wo es fast ein Jahr ausbleibt. Als Brief ist es auch nicht so „feierlich“ und fällt uns weiblichen Gliedern leichter zu schreiben als im Buch …
Julchen, unsere Längste, Vierzehnjährige, hofft zu Oster konfiermiert zu werden…(R.B.: Julchen-Julie Schlosser – ist es zu verdanken, dass das Rundbuch heute noch zu lesen ist. Sie hat sich in ihrem Ruhestand die Mühe gemacht die deutsche Handschrift in Maschinenschrift zu übersetzen und einige 100 Seiten getippt.)

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Anmerkung von Julie Schlosser: Mit diesem Beitrag Adelheids schließen die Rundbücher der Geschwister Scriba aus dem Sprendlinger Pfarrhaus. Es ist leider unbekannt, weshalb Otto Scriba in Wimpfen die Beiträge nicht fortsetzte.

Anmerkung (R.B.): Vielleicht hatte ja Otto den Vorschlag von Adelheid aufgegriffen, das Rundbuchschreiben aufzugeben und eine Lose-Blatt-Sammlung angefangen. Die Zeit der Rundbücher war vorbei. Ferdinands Kinder waren „in die Jahre gekommen“ oder schon tot. Und die nächste Generation hatte wohl nicht mehr den Zusammenhalt, um einbezogen werden zu können oder von sich aus mitzumachen – bis auf Otfried Prätorius und die Salzmann-Kinder Marthel und Mariechen Bondick – meine Großmutter. Dass das Rundbuchschreiben über 30 Jahre durchgehalten wurde, ist doch ein Wunder und ein Geschenk an die Ferdinand-Nachkommen.

Nachwort von Julie Schlosser: Es sind keine außergewöhnlichen Berichte aus den Familien der neun Geschwister Scriba, aber vielleicht gerade deshalb interessant für die Nachkommen, weil sie einen Einblick geben über 30 Jahre Leben in Pfarrfamilien während der Jahrhundertwende und des ersten Weltkrieges, also in einer Zeit des Umbruchs in der Geschichte. Vielleicht erkennt sich auch mancher Enkel und Urenkel in seinen Vorfahren wieder!
Das Abschreiben der Beiträge hat mir manche Freude, manchmal auch – wegen der unleserlichen Handschriften – Mühe gemacht. Es wurde nur wenig gekürzt, um einen möglichst vollständigen Eindruck zu geben.

Ich bitte alle Leser und Leserinnen, über die vielen Tippfehler „mit Augen der Liebe“ hinwegzusehen.
Ein ganz besonderer Dank gilt meinem lieben Neffen Dr. Hans-Joachim Schlosser in Wiesbaden-Nord, der die mühevolle Vervielfältigung „ehrenamtlich“ übernommen hat. Ohne ihn wäre schon aus finanziellen Gründen die Abschrift der Rundbücher unmöglich gewesen. Dank auch an Günter Preussmann in Erlangen (Schwiegersohn von Hanna Ritsert, geb. Schlosser), der die Bildbeiträge ebenfalls „ehrenamtlich“ ausführte.

Anmerkung (R.B.): Die Auslassungen wurden von mir für die Federflug-Ausgabe wieder eingefügt (kursiv). Manches von dem, was Julie Schlosser wegen Unleserlichkeit ausgelassen hatte, konnte ich entziffern, bei einigen wenigen Unleserlichkeiten musste ich auch aufgeben.
Die Tippfehler sind verschwunden, die Rechtschreibung der heutigen vorsichtig angeglichen. Ich behaupte nicht, dass das Dokument völlig ohne Fehler ist. Dafür bietet selbst das word-Programm, die automatische Rechtschreibprüfung und menschliches Versagen in späten Abendstunden neue Fehlerquellen!

Fotos habe ich eingefügt, wenn ich sie in den Rundbuchheften oder im Archiv meines Vaters Eberhard Bondick gefunden habe.
Ach, und noch eine letzte Bemerkung:
Als ich im Sommer 1967 als 18-Jährige meine Großtante Klärchen Salzmann in Mainz besuchte, hätte sie es zu gern gesehen, wenn ich mich in ihren „Neffen“ Hans-Joachim Schlosser, der bei ihr zur Untermiete wohnte, verguckt hätte. Daraus ist nichts geworden, weil ich mich kurz vorher in Oskar Cöster verliebt hatte.

Der wurde dann auch mein Mann (vor 40 Jahren – wie die Zeit vergeht …); und ich darf schon einmal verraten, dass er schon bald eine Überraschung für Mitglieder des Scriba-Clans vorlegen wird: Einer aus der Sippe (der mit den Rundbuch-Schreibern nächstverwandt war) spielt eine Rolle in einem Buch, an dem er arbeitet, und das wahrscheinlich gegen Ende des Jahres erscheint.

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