Archiv für den Monat: Mai 2013

Das Mühltal im Odenwald

Die Pfarrerfamilie Scriba

Aus dem Jahr 1824 stammt eine Ahnentafel der Familie Scriba, die bis in die erste Hälfte des 15. Jh. zurückreicht – eine Seltenheit, weil Familiengeschichte gewöhnlich nur bis zum Dreißigjährigen Krieg zurückreicht, während dem auch Personenstandsunterlagen meist vollständig vernichtet wurden. Ahnherr war Konrad Schreiber aus Westfalen. Sein Sohn Heinrich war ein studierter Mann, der dem damaligen Zeitgeist entsprechend seinen Namen ins Lateinische übersetzte, wonach dieser (evangelische) Zweig der Sippe sich bis heute Scriba nennt während der katholische weiterhin Schreiber heißt. Heinrich ist zugleich der erste von 57 Pfarrern aus der Sippe (Stand: 1934!).

1732 wurde

Johann Christoph Scriba (1695 – 1762)

er hat das Amt als Pfarrer in Nieder-Beerbach und Ober-Beerbach mitsamt deren Filialen.dreißig Jahre versehen und viel ertragen müssen, weil er durch Krankheit mehrere Jahre schwerhörig war. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Betreuung der „Gnadensöldner“, Veteranen des landgräflich-hessischen Militärs auf Burg Frankenstein.

Sein zweiter Sohn

Philipp Moritz Scriba (1734 – 1799)

wurde 1762 sein Amtsnachfolger, der sich neben seinem Amt als Seelsorger einen Namen machte in Lehren fortschrittlicher landwirtschaftlicher Arbeitsmethoden.

1796 hat er folgende Bemerkung in die Kirchenchronik eingetragen: „Da ich nun 34 Jahre ein solches Amt versehen, so muß ich zwar sagen, daß mir das Kirchspiel immer geneigt gewesen und mich geliebet hat, aber ohne viel Mühe und auch Streit mit Unordentlichen bin ich nicht geblieben.“

Zu Beginn seiner Amtszeit hatte er nämlich mit den Schatzgräbern zu tun, die vorgaben, hinter der Kirche auf dem alten Burgenkopf seien erstaunliche Summen Gold und Silber sowie ein Vorrat an Wein zu finden. Scriba wettere erfolglos gegen das unheilige Treiben in seiner Gemeinde. Doch immer wieder wurden Stollen in den Berg getrieben, bis 1788 die nutzlose Suche von der Obrigkeit eingestellt wurde. Mehr: Verweis in der linken Spalte > Die Schatzgräber.

Philipp Moritz Scriba hatte im Alter von 32 Jahren die achtzehnjährige Maria Elisabeth Katz, Tochter des Spitalmeisters von Hofheim, wie damals die Psychiatrischen Anstalten bei Goddelau hießen, geheiratet. Der Ehe entsprossen 20 Kinder,dreizehn Buben und sieben Mädchen – von einer Frau, die offenbar gesund und munter blieb.

Volk und Scholle 1934: Ein preußischer Offizier, der während des Rheinfeldzuges 1792 – 1795 im Nieder-Beerbacher Pfarrhaus einquartiert war, habe in seinen Feldzugerinnerungen auch von der großen Familie des Pfarrers berichtet, die „wie mit Kindern besäet war“. Sie zählte damals 18 Kinder, die alle gegenwärtig waren, und die, so verschieden auch in Hinsicht ihrer Bildung, Fähigkeit und Größe, doch insgesamt das Band des Wohlwollens und der Liebe vereinte. „Reinlichkeit, Ordnung und Fleiß waren überall sichtbar; es ging bei Tisch alles sehr ordentlich und regelmäßig zu; die Töchter besorgten die Wirtschaft, und die Mutter unterhielt die Tischgesellschaft sehr artig.“

Die Mutter soll nach dem Urteil des Offiziers damals – als fünfundvierzigjährige Frau – noch so blühend ausgesehen haben, dass sie „für die älteste Tochter im Hause gelten konnte“. Sie hat ihren Gatten um fünfzehn Jahre überlebt und verschied sechsundsechzigjährig bei der Taufe einer Enkelin. Bei ihrem Ableben lebten noch vierzehn ihrer Kinder, von denen sieben verheiratet waren und bis dahin neunundzwanzig Nachkommen hatten. Im Laufe der Jahre stieg die Zahl der Scriba-Enkel aus elf Ehen auf insgesamt sechsundachtzig.

Von den Söhnen blieben vier dem Familienberuf treu und wurden Pfarrer, davon drei mit dem offenbar den Scribas ebenfalls ererbten Hang zu naturwissenschaftlichen Studien. Von den sieben Pfarrerstöchtern heirateten zwei wiederum Pfarrer, heißt es im Bericht von 1935.

Nach dem Tode Philipp Moritz Scribas 1799 wurde er in seinem Pfarreramt von seinem Schwiegersohn

Heinrich Jakob Dingeldey (1765 – 1820)

beerbt. Er starb nur fünfundfünfzigjährig.

Von 1820 bis 1849 war die „Pfarrer-Dynastie“ Scriba unterbrochen, bis im Mai 1850

Dr. Heinrich Eduard Scriba (1802 – 1857)

(bis dahin vierzehn Jahre Pfarrer in Messel) in Nieder-Beerbachs Kirche einzog und Pfarrer in Nieder-Beerbach und Frankenhausen wurde. Die gemeinsame Parochie mit Ober-Beerbach wurde gleichzeitig aufgehoben. Heinrich Eduard war ein Enkel des Philipp Moritz Scriba.

Er war der dritte Pfarrer (1850 – 1857) aus der weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Theologen- und Gelehrtenfamilie. Schon im jugendlichen Alter zeigten sich Eduards Neigungen zu historischen Studien. Als Siebzehnjähriger verfasste er die genealogische Übersicht der Scribas, die später im Druck erschien, die erste fachmännische Familiengeschichte, wie es heißt. Er war Mitglied im Historischen Verein für das Großherzogtum Hessen sowie des Literarischen Vereins zu Darmstadt. Außerdem war er Ehren- oder korrespondierendes Mitglied der historischen Vereine zu Kassel, Dresden und Würzburg sowie des Geografischen Vereins zu Darmstadt.

Dr. Scriba hat die
„Geschichte der ehemaligen Burg und Herrschaft Frankenstein und ihrer Herrn“,
die auch die ausführliche Betrachtung der Nieder-Beerbacher Vergangenheit enthält, bearbeitet und 1853 herausgegeben. Dieses Werk und andere Veröffentlichungen, z.B.

Biographisch-literarisches Lexikon der Schriftsteller des Großherzogtums Hessen im ersten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts, 4. Abteilungen, 1831–1854,

und Regesten der bis dahin gedruckten Urkunden zur Landes- und Orts-Geschichte des Großherzogtums Hessen 1849, sind Grundlage vielfältiger geschichtlicher Arbeiten zur regionalen Geschichte geworden und haben ihre Bedeutung bis heute behalten.

Karl Hermann Otto Scriba (1899 – 1978),

Mitglied der berühmten Pfarrersippe, in der 12. Generation, hielt 1977 im evangelischen Gemeindehaus Nieder-Beerbach einen familiengeschichtlichen Vortrag über die weltweit verbreitete größte Pfarrersippe der Welt, die über Jahrhunderte in – inzwischen – 14 Generationen mehr als sechzig Pfarrer oder Missionare stellte.

Adam Breitwieser (Nieder-Beerbach) berichtete am 16.März 1977 im Darmstädter Tagblatt über den Vortrag von Superintendent i.R. Otto Scriba. Otto Scriba war selbst jahrelang Vorsitzender und Schriftleiter des Familienbundes der Scribas, der weltweit über Zehntausende von Angehörigen zählt.

Otto Scriba war verheiratet mit Gertrud Weimar, der Tochter des seinerzeitigen Direktors der Nieder-Ramstädter Heime. Nach seinem Ruhestand als Superintendent 1964 lebte er in Nieder-Ramstadt. Dort befindet sich auch die Grabstätte der Eheleute. Mehr:

Text:
Volker Teutschländer

Quelle:
Adam Breitwieser
Darmstädter Tagblatt
16.3.1977

„Volk und Scholle“ 1934
bereitgestellt von
Karl-Heinrich Schanz

17. Generation in der L-Linie

Nicht nur in Costa Rica kommen die Kinder schneller, dort hatten wir ja schon die 18. Generation erreicht, sondern in der L-Linie sind die Eltern zum Teil auch viel jünger, als in anderen Linien. Dort wurde bereits vor drei Jahren die 17. Generation durch die Geburt des 1. Sohnes von Dominic Mett L 15.244.16.100 eröffnet.